Weltausstellung.
Die Konstruktion von Welten – seien diese größenwahnsinnig, futuristisch, utopisch, intim oder fragil – beschäftigt Stephanie Kloss bei ihren fotografischen Exkursionen durch die immer noch nicht abgeschlossene Geschichte der Moderne. Auch Theo van Doesburg steht für den Aufbruchsgeist der modernistischen Avantgarde. Gemeinsam mit Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp schuf er 1928 das Dekor des Vergnügungskomplexes Aubette in Straßburg, dessen Foyer Stephanie Kloss 2013 fotografierte.Dieses Gesamtkunstwerk im Dienste des Lebens und seiner Verschönerung steht stellvertretend für van Doesburgs Forderung,den Menschen in die Malerei zu stellen, anstatt davor. Kloss dreht den Spieß um: Sie stellt den Menschen vor die Architektur, wie vor Malerei. Sie konfrontiert den Betrachter mit merkwürdig dimensionslosen Ausschnitten oder Versatzstücken von Gebäuden oder Räumen, wobei sich Maßstäbe und Proportionen in reduzierten, geometrischen und farblichen Kompositionen auflösen. Für Weltausstellung vereint sie dabei die unterschiedlichsten Motive: Kloss spannt den Bogen von modernistischer Architektur über brutalistische Betonbauten, wie der 1976 erbauten Wotrubakirche in Wien, bis hin zu Gebäuden der Jetztzeit. Dazu gehört die Piazza d’Italia, die nach einem Bild von de Chirico anlässlich der Weltausstellung in New Orleans realisiert wurde, oder der im Abriss befindliche, von Oswald Mathias Ungers entworfene IBA-87-Komplex in Berlin. In ihrer Modellhaftigkeit und Nüchternheit erscheinen
Kloss’ Bilder dabei fast surreal: Die menschenleere, verwitterte, abgenutzte oder konservierte Architektur wird zum abstrakten Skelett für modernistische Träume, Utopien und Ideale.
Oliver Koerner von Gustorf